8 Jahre ohne Dich. Heute noch habe ich das Gefühl, es geht gar nicht. Wie können wir ohne Dich weiter machen? Christian versucht seine Sache irgendwie durchzuziehen, meistens schafft er es. Janine hat Stefan einfach noch einmal ins Krankenhaus gesteckt - dort bist Du für sie seit 8 Jahren. Da Janine nicht mit ihren Bruder in den letzten Jahren in einem Haushalt lebte, hat sie etwas Abstand zum Geschehen. Ich selbst sterbe seit 8 Jahren jeden Tag ein Stück mehr. Doch wir machen weiter.

Du bist überall dabei. Was uns hilft, ist die Gewissheit, wir sind nicht allein. Es ist auch sehr gut, dass wir alle eine Aufgabe haben. Meine Arbeit z.B. hat mich sehr gut ablenken können. Ich habe tolle Arbeitskollegen, die mich gestützt haben. Es gibt für mich Momente, in denen ist der Schmerz so stark, dass es mir den Boden unter den Füssen wegzieht. Dann gibt es Momente, da kann ich mich einiger Dinge noch erfreuen.

Stefan war ein sehr hilfsbereiter Mensch. Wenn jemand in Not war ist er zur Stelle gewesen, doch seine Krankheit hat ihn in allen Dingen ausgebremst. Von Himmel hoch jauchzend bis absolut zu Tode betrübt - so waren seine Tage. "Was ist der Sinn des Lebens?", hat er oft gedacht.

Warum konnte ich als Mutter ihm nicht helfen? Manchmal denke ich, ich habe ihn umgebracht. Hätte ich alles anders gemacht, sein Leben anders gestaltet, wäre er noch am Leben? Schade, in der schlimmsten Phase von ihm hatte ich nicht so viel Unterstützung gehabt, wie ich sie gebraucht hätte. Das soll kein Vorwurf sein, denn niemand konnte mit Stefans Diagnose "Borderline-Syndrom" etwas anfangen. Ich kannte 'Borderline' bisher nur aus einem Lied von Chris de Burgh oder Madonna. Niemand gab uns Auskunft, wie wir damit umgehen sollten, da Stefan bereits volljährig war.

Stefans Traum war, einen guten Job zu haben, ein kleines Häusele und eine Frau, mit der er Kinder wollte. Doch wer nimmt jemanden mit so einer wechselnden Stimmung? Ich liebe Dich über alles, mein Stefan - egal wie du gerade drauf warst!
Wir sind gerade umgezogen in ein schönes Häuschen und haben den Dachboden ausgebaut. Dort ist auch für Dich ein Zimmer fertig gemacht worden. Alle Deine Sachen wie Musik, Bilder, Bücher und Deine Möbel haben wir dort hingestellt. Es ist richtig gemütlich und wir sind gern da oben und Dir ein Stück näher.

Selbstgespräche

Oh Gott, hat mich einer gehört? Ich führe Selbstgespräche.
Man ist auch besorgt um mich.
Doch wenn ich an mir selbst zerbräche,
auch noch verstumme innerlich.
Dann könnte ich die Trauer kaum ertragen.
Drum lasst mich doch gelegentlich
ein tröstlich Wörtchen zu mir sagen.

Conny

Stefan Wessel
* 4. Mai 1977  + 4. Januar 2004

Ich lasse die Menschen reden von Deinem Tod, der uns getrennt.
Doch es gibt geheime Fäden, die kaum jemand kennt.
Egal wohin ich auch geh, Du bist überall dabei.
Ich fühle noch Deine Nähe, als ob es nie anders gewesen sei.

inspigate

Für Stefan